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Species: Drosera rotundifolia Linnaeus, {1753}

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Systematik

Beschreibung

Drosera rotundifolia - der rundblättrige Sonnentau

Geschichtliches:
Im 12. Jahrhundert setzten Mönche die Pflanze als Heilkraut unter dem Namen "herba sole" ein um Reizhusten zu lindern. Später wurde die Pflanze auch allgemein gegen Lungenleiden, Schwindsucht, Epilepsie oder Geisteskrankheit eingesetzt. Die Bevölkerung bevorzugte die Namen Himmelstau, Herrgottslöffel, Himmelslöffelkraut oder Widdertod. Eine höhere Dosierung hatte nämlich bei Lungenschwindsüchtigen oft zur Folge dass diese recht schnell verstarben. Und der Name Widdertod kam daher, dass Schafe die zuviel Sonnentau "genascht" hatten einen tödlich endenden Husten bekamen.
Heute sind die Wirkstoffe der Pflanze bekannt: Das Verdauungssekret der Pflanze enthält Enzyme (Proteinase und Pepsinase), sowie antibiotisch und krampflösend wirkende Naphthochinonderivate. Heute noch wird vereinzelt bei homöopathischen Arzneimitteln eine "Sonnentau-Tinktur" gegen Reizhusten angeboten bzw. verordnet. Infolge des Artenschutzes wird auf Pflanzen in Züchtungen zurückgegriffen (wobei hier meist andere, schneller wachsende Drosera-Arten zum Zuge kommen).
Eine 1493 gedruckte Inkunabel des Matthaeus Platearius Salernitanus (1120-1161) enthält schon schriftlich fixierte Anweisungen zur Verwendung des Sonnentaus.
In einem Kupferstich von 1626 von Matthias Merian findet sich die erste Abbildung von Drosera rotundifolia.

Erstbeschreibung durch: Linneaus (1753) (Anm.: Linneaus = Carl von Linné; 1707-1778; schwedischer Naturwissenschaftler Begründer der Artdiagnostik und der binären Nomenklatur, die bis heute für alle Organismenreiche ihre Gültigkeit bewahrt hat.)
Im 1875 erschienenen Buch Insectivorous Plants beschreibt Charles Darwin ausführlich Drosera rotundifolia und die Reizfunktion (Berührungsreize, Anwesenheit von Stickstoff) der Pflanze. Drosera rotundifolia wurde 1992 übrigens zur Blume des Jahres gewählt.

Englischer Name: Round Leaf Sundew (manchmal auch "round leaved Sundew" oder "Common Sundew")
Französischer Name: Rosée du Soleil (= Sonnentau), früher auch als "Oreille du Diable" (= Ohr des Teufels) bezeichnet.
Botanischer Name: Drosera rotundifolia --> rotundifolia von rotundus (= rund) und folius (= Blatt). Frühere, inzwischen ungültige Namen: Drosera bracteata, Drosera corsica, Drosera septentrionalis. Etliche Varietäten sind beschrieben worden.

Dieser Sonnentau wird zur Sektion Drosera der gleichnamigen Untergattung dazugezählt.

Heimat / Standort:
Man kann bei Drosera rotundifolia fast sagen "auf der ganzen Nordhalbkugel". Von ganz Europa, über Sibirien nach Nordchina, Korea und Japan. Alaska, Kanada und die USA (hauptsächlich Appalachen, Große Seen, Rocky Mountains) sind ebenso "besiedelt". Ja sogar im eisigen Alaska und Grönland ist die Pflanze heimisch. Nur die arabische Welt und Nordafrika sind der Pflanze dann doch zu warm und trocken. Der natürliche Standort der Pflanze besteht aus moorigen, nassen, kalkfreien Gebieten (also meist Hochmooren) mit viel Licht (meist vollsonnig). Wobei viele Standorte aus reinem, lebendigen Sphagnum bestehen. Der pH-Wert des Substrates schwank (laut Literatur) je nach Standort zwischen neutralen 7 und sauren 3. Wobei "sauer" bevorzugt wird.

Die Pflanze:
Drosera rotundifolia bildet eine bodenständige Rosette mit einem Durchmesser von 2-10 cm. Die tentakelbesetzen Fang-Blätter erreichen gerade mal einen Durchmesser von 10-15 mm (rund bis etwas oval in die Breite) und sitzen an 1-5 cm langen Stängeln. Diese sind leicht behaart. Die Pflanze besitzt etwa 5-6 aktive Fangblätter und scheint Mücken/Fliegen als Hauptbeute zu besitzen. Durchschnittlich 200 Tentakeln werden pro Fangblatt gezählt. Nach knapp einer halben Stunde haben sich die ersten Tentakel sich zu einem klebengebliebenen Opfer hingebogen. Vollständig umschlossen ist die Beute nach ein paar Stunden. Die herausgelösten Nährstoffe dienen sowohl zum allgemeinen Wachstum als auch zur verstärkten Blüten-/Samenbildung. Drosera rotundifolia ist eine mehrjährige Pflanze mit einem schwach ausgebildeten Wurzelsystem das gerade einmal 6 cm Tiefe erreicht. Sie hält eine Winterruhe - bildet Hibernakel (= Winterknospe) als Ruheform - und erscheint erst im Mai wieder. Schon im Herbst September/Oktober) zieht sich die Pflanze wieder zurück.
Die Pflanze blüht von Juni, August (manchmal bis Anfang September). Die 2-15 Blüten (ca. 1 cm im Durchmesser) sind weiß und sitzen an einem etwa 5-25 cm hohen Blütenstängel. Die Blüten öffnen sich nur bei genügend Sonnenschein und sind duftlos. Die Pflanze besitzt 5 Staubblätter. Im Normalfall erfolgt eine Kreuzbestäubung (Insekten, Wind), eine Selbstbestäubung ist jedoch möglich. Es werden reichlich fusiforme Samen gebildet - diese sind etwa 1,5 mm lang, 0,2 mm im Durchmesser und haben eine braune Farbe. Samen die im Frühjahr keimen können schon zu blühenden Pflanzen im Spätsommer heranwachsen.
In der Natur sind zahlreiche Hybriden vorhanden. So ist auch der einheimische, langblättrige Sonnentau (Drosera anglica = Drosera longifolia) als Kreuzung mit Drosera rotundifolia weit verbreitet. Ein weit verbreiteter Name dieser Kreuzung ist Drosera x obovata. Spezielle Kreuzungen wie Drosera x rotundicapensis (mit Drosera capensis) oder Drosera x tokaiensis bzw. Drosera 'Kansai' (beide mit Drosera spatulata) sind ebenso bekannt.

Kultur:
Die Pflanze ist nicht als reine Zimmerpflanze geeignet - sie geht hier garantiert ein. Dafür gedeiht sie umso besser in einem Gartenmoor (und ist auch voll winterhart). Eine Kultur in einem freistehenden Gewächshaus ist möglich - die Pflanzen entwickeln sich jedoch nicht ganz so prächtig. Die Pflänzchen befinden sich bei mir ganzjährig draußen in einem kleinen Moorbeet. Als Moorbeet dient eine große Mörtelwanne, die an einer luftigen und sonnigen Stelle ihren Platz gefunden hat. Gegossen wird nur mit kalkfreiem Wasser bzw. Regenwasser. Das Moor ist immer feucht/nass (im Winter entsprechend gefroren).
Eine Kultur in reinem, lebendem Sphagnum ist zu empfehlen. Alternativ ein Torf-Sand-Gemisch 3:1. Die Pflanze mag es sehr nass. Die Pflanze benötigt sehr viel Licht, ein heller, vollsonniger Standort ist daher die beste Wahl.

Vermehrung:
Die Samen sollten vor der Aussaat längere Zeit (2-3 Monate) im Kühlschrank verbringen. Blattstecklinge und Rhizomteilung sind ebenfalls möglich.

Literatur:
Charles Darwin, Insectenfangende Pflanzen, 1876
Barthlott/Porembski/Seine/Theisen: Karnivoren -Biologie und Kultur, Ulmer Verlag, 2004

Letzte Änderung: 2006-03-29 21:07:53



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